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Die Social-Media-Superkraft – Hohn für viele ADHS-Betroffene

ADHS zwischen Filter und Wahrheit

Cartoon: Mensch mit Speer jagt lachend einen fauchenden Säbelzahntiger durch Urzeitlandschaft.

Mein erster Blick in die sozialen Medien:
ADHS mit Pastellfilter.
Beauty-Tipps, Influencerinnen im Halbnackt-Modus.
Lehrerinnen mit selbstdiagnostiziertem ADHS, die sich als „Urzeit-Superkraft“ verkaufen.


ADHS.
Heute Störung.
Das stimmt.
Früher überlebenswichtig.
Das stimmt auch.


Es hilft mir nichts.
Keine Säbelzahntiger mehr.
Kein Wald-Scouting für den Clan.
Dafür Formulare, Deadlines, Bildschirmflimmern.


Wortwörtlich lese ich:
„ADHS ist keine Störung – es ist ein Urzeit-Superkraft-Modus.“
Von Lehrern, die genauso undifferenziert reden,

wie sie wahrscheinlich unterrichten.


Eine ebenso pauschale Aussage, dieses Mal von mir.


Viele stolpern in diese Glitzerwelt, weil sie Halt suchen – und finden nur Filter, nicht Substanz.
Für ADHS-Betroffene ist das oft kein Empowerment, sondern Hohn.


Sie erleben nicht „Superkraft“, sondern Scheitern, Einschränkung, Überforderung.
Dazwischen: Heilpraktikerinnen, selbsternannte Psychotherapeuten, Coaching-Programme und Beauty-Influencerinnen.
Alle auf dem Trendzug.


Im Feed ein Satz, weiß auf rosa Hintergrund:
„Bin halt chaotisch – ADHS.“
Darunter drei lachende Emojis.

Cartoon: lachende Frau mit Brille im Bikini posiert für ein Selfie am Strand, zeigt dabei ein Victory-Zeichen.

„Ich vergesse auch mal was – ADHS.“
„Ich bin so kreativ und durcheinander – ADHS.“
„Ich quatsche die Leute immer (so süß) zu – ADHS.“
Mit Selfie-Pose und Beauty-Filter.
Abstoßend.
So billig wie der Filter.


Ich wollte nur meinen Blog zeigen.
Still.
Verlinken, nicht mehr.
Stattdessen: erschlagen von Content.
Verniedlichung.
Verzerrung.
Pseudo-psychologische Kosmetik.


Die stillen Profile der wirklich Betroffenen – dort finde ich Wahrheit.
Unspektakulär, schwer, ehrlich.
Kein Filter, kein Slogan.
Für mich Identifikation.
Für die Social-Media-Welt: uninteressant.


Versteht mich nicht falsch:
Ich bin zu hundert Prozent dafür, Stärken zu sehen.
Mit ihnen zu arbeiten, wenn es möglich ist.
Ideenfeuerwerke, Kreativität, manchmal Hyperfokus.
Aber: Für viele sind diese Phasen nicht planbar. Nicht zuverlässig abrufbar.
Trotzdem: Alles wertvoll.


Chaos, Schmerz, Verzweiflung.
Plus der Witz, der uns trotzdem lachen lässt.
Ideen, die kommen, wenn sie wollen.
Nicht Stigma wegfiltern.
Nicht Pathologie weglächeln.
Aber auch nicht alles blind pathologisieren – ADHS ist mehr als ein Etikett im Diagnosekatalog.
Sondern: den ganzen Menschen sehen.


Die, die kämpfen, werden unsichtbar in diesem „quirlig, kreativ, süß“.
Das ist nicht Entstigmatisierung.
Das ist neue Verharmlosung.


Es ist so, als würdest du fragen:
„Beschreib den Menschen“ – und die Antwort ist: „Ein Lächeln und ein frischer Haarschnitt.“
Ein Bruchstück, hübsch herausgegriffen.


Nicht das Ganze.
Aber klickbar.

 

 

Weiterlesen: → Zwei Mäuse. Viel Nähe. ←

Wenn du trotzdem etwas Positives über den echten Hyperfokus-„Superkraft“-Modus lesen willst – in dieser Geschichte ohne Erschöpfungserscheinungen.

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