Baumschnitt, Blutdruck, Blamage

oder: Laub, Lärm, Kontrollverlust

Während ich ein Wochenende weg war, haben meine Nachbarn sieben gesunde Bäume „zurückgeschnitten“.
Ziel: sie sollen absterben. Begründung: „Die faulen alle.“
Tatsache: Sie verlieren Laub. Auf Autos. Auf Grundstücke.
Also: weg damit. Nicht ihre Bäume, nicht ihr Land - aber ihr Wille.
Ich kam zurück, kein Schatten mehr. Nur Gerd. Gerd, 60, Laubbläser in Menschengestalt.
Und Dieter, sein halbnackter Helfer. Beide zufrieden.
Die Bäuche strecken sich selbstgefällig Richtung Sonne.


Ich sitze später beim Kaffee mit einer Nachbarin, sehe Gerd und explodiere:
„Hast du heimlich eine Baumpflegerausbildung gemacht?!! Du Spinner!“
Er verstand sofort. Die Wut in seinem Gesicht spiegelte meine eigene.
„Jo! Das habe ich!“ brüllt er.  
Der Streit war da. Ungebremst.
Nachbarn guckten panisch. „Gleich gibt’s Krieg.“
Dann zivilisierter Rückzug. Die Bäume bleiben ruiniert. Ich auch.


Und ja - vielleicht hätte ich es anders lösen können.
Aber in diesem Moment war da kein Filter. Kein Zwischenton. Kein „lass es gut sein“.
Nur Reiz. Wut. Kurzschluss. 


ADHS heißt auch:
Du siehst den Schaden.
Du spürst die Ungerechtigkeit.
Und dein Nervensystem feuert auf 100%, während andere noch überlegen.

 

 

(Manchmal bleiben dann zwei Ruinen zurück. Die Bäume. Und ich.)

Schwarz-weiße Skizze: Ein Mann schreit zwei halbnackte Nachbarn an. Eine Motorsäge liegt am Boden. Es geht um gefällte Bäume.

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