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Umzüge und Rastlosigkeit – kein Ort passt lange

ADHS, Reizoffenheit und die Suche nach dem passenden Ort

Ich habe viele Motorräder und Musikinstrumente gewechselt –
und noch öfter die Wohnungsschlüssel.
Jeder Umzug war wie ein kleines Aufatmen –
bis das neue Umfeld wieder zu laut, zu eng war oder falsch roch.
Dann weiter.
Wenn ich mein Leben betrachte, ist es eine Landkarte aus Umzügen, Abbrüchen, Neustarts, Fluchten, Ideen, Wut, Euphorie –
und dem, was andere „Unruhe“ nennen.
Ich nenne es mittlerweile mein Betriebssystem.


Vom Ruhrgebiet ins Mittelgebirge.
Weiter in eine Unistadt.
Dann in eine Grenzregion am Fluss.
Hoch an die Küste.
Zurück ins Tal.
Schließlich in eine Kleinstadt mit Fachwerk und viel zu vielen Nachbarn.
Und das sind nur die groben Stationen.
Innerhalb dieser Orte: weitere Umzüge.
Manchmal zwei in einem Jahr.
Ich suchte schon lange, bevor ich von ADHS wusste, nach ruhigen Wohnungen.
Mein Budget ließ das kaum zu.
Allein während des Studiums bin ich siebenmal umgezogen.


Die ersten Nächte waren entscheidend.
Meistens wusste ich sofort: Das hält nicht.
Manchmal war es der arbeitslose Nachbar, dessen Fernseher ich nachts hörte.
Oder die schwerhörige Studentin neben mir – auf einem Ohr taub,
aber das andere reichte, um lauter zu sprechen, als ich schlafen konnte.
Oder der singende Russe über mir.
Mit ihm habe ich mich angefreundet – und bin trotzdem weggezogen.
Er half mir sogar beim Umzug.
Ich merkte jedes Mal: Ich bin nicht normal mit meiner Reizoffenheit.


Eine der ersten eigenen Wohnungen –
eine billige Genossenschaftswohnung, während ich mein Abitur nachholte.
Die erste Nacht: Fußgetrappel im Flur, immer wieder.
Wechselnde Männerstimmen.
Zwischendurch ein Stöhnen – auch von ihr, meiner Nachbarin.
Fußgetrappel.
Ich wohnte neben einer Prostituierten.
Sie war nett, schloss sich mal aus, ich öffnete ihr die Tür.
Aber sie war auch laut, besser: geschäftstüchtig.
Nach einem halben Jahr zog ich erneut um.


Ein anderes Mal, in einer völlig neuen Stadt: ein Mehrfamilienhaus ohne Kinder.
Die Nachbarn fragten mich beim Einzug:
„Bekommen Sie noch Kinder?“ – übergriffig.
Und: Ich solle mir dickere Socken beim Laufen anziehen.
Ich verstand sie.
Bescheuert, oder?


Ich bin kein Nomade.
Ich bin ein Alarmgerät auf zwei Beinen.
Ich kann mich an nichts gewöhnen, was nicht passt.
Und nichts passt lange.
„Du musst dich einfach eingewöhnen“, sagen Leute, für die ein Presslufthammer nur ein Baugerät ist – und kein Mitbewohner.
Das gilt nicht nur für Wohnungen.
Auch für Jobs.
Auch für Beziehungen. 
Zu viel Input.
Zu lange – und ich bin weg.
Wie das im Berufsleben aussieht?
Dazu – in einer anderen Anekdote – bald mehr.

 

 

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Wenn Wut ohne Filter direkt auf den Auslöser trifft.

 

oder: Am Anfang war alles laut

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Für mehr Infos zu ADHS im Erwachsenenalter, schau hier (externer Link):

ADHS im Erwachsenenalter

Mann mit gelangweiltem Blick steht vor Wohnungstür, Frau lächelt breit – Szene zu Reizoffenheit und ADHS-Nachbarschaftslärm.

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